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Konzept
Wozu mit Kindern Hörspiele anfertigen ?

Eine moderne Schule braucht Räume, bei denen die Kinder sich in kleinen Gruppen an kreativen Projekten beteiligen können, damit Lernprozesse in Gang kommen, die im Rahmen einer normalen Klassenfrequenz von 28 Schülern nicht möglich sind. Ob auditiv gearbeitet wird (Hörspiele machen, Musik machen) oder ob man auf andere Art und Weise mit den Kindern kreativ tätig ist (Theater/Rollenspiele, Werken, Malen usw.), derartige Projekte haben eines gemeinsam: Wenn es gelingt, die Kinder zu begeistern und mit ihnen über einen längeren Zeitraum hinweg an einem Thema zu arbeiten, sind neben viel Spaß und einer Menge fachspezifischem Wissen (hier z.B. der Umgang mit PC und Audiosoftware) auch gute Möglichkeiten zur Umsetzung verschiedener sonderpädagogischer Ziele  gegeben.

Kinder begegnen dem Thema Hörspiel aufgeschlossen. Aus der Freizeit sind den meisten von ihnen Hörspielserien bekannt. Kinderkrimis finden nicht nur bei Jungen großen Gefallen. Dies ist einer von vielen Gründen, weshalb das Produzieren von Hörspielen im Unterricht sinnvoll erscheint.

Hören scheint etwas Angeborenes zu sein, anders als Lesen und Schreiben. Sprechen können Kinder schon vor Schuleintritt. Trotzdem bedarf es der Sprachförderung. Oft klagen Lehrer über "schlechtes Zuhören". Doch wie verhalten sich Hören und Zuhören zueinander und was bedeutet das für den Unterricht ? Welchen hohen Stellenwert das aufmerksame Zuhören und Sprechen für den Schriftspracherwerb hat, ist bekannt. Die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit ist besonders wichtig. Auch für die älteren Schülerinnen und Schüler ist das genaue Zuhören und Sprechen von besonderer Bedeutung. Fördernd wirken Hör- und Sprecherziehungsmaßnahmen immer dann, wenn sie in einem Wechselverhältnis von Hören und Hörbarmachen erfolgen. Beim Ausdenken und Produzieren von Hörspielen erfahren Kinder - erst unbewusst, dann immer bewusster- das durch den Sprechausdruck die Sprache interpretiert wird. Ob man traurig, wütend oder fröhlich ist, wird dem Zuhörer erst durch den Sprechausdruck bewusst gemacht. Ebenso hängen Sprechausdruck und Textverständnis eng zusammen. Je nachdem, wie Pausen gesetzt werden oder wie betont wird, wird der Text interpretiert und im optimalen Fall zu einem gut verständlichen Sprachgebilde. Neben der Sensibilisierung für unterschiedliche Nuancen in der Stimme ist besonders eine physiologische Stimmgebung Voraussetzung für richtiges Sprechen.

Bei Hörspielen werden Sprache und Geräusche kombiniert. Geräusche (und gewisse Raumeffekte - meist bestimmte Arten von Hall mit unterschiedlichen Hallzeiten) bewirken, dass auf der "inneren Bühne" des Hörenden der Eindruck von gewissen Schauplätzen entsteht. Der Hallanteil eines Badezimmers klingt beispielsweise deutlich anders als der einer Kathedrale und ermöglicht es mit Hilfe digitaler Effekte, die in unserem Tonstudio zur Verfügung stehen, den Zuhörern den Eindruck zu verschaffen, dass die Schauplätze unserer Hörspiele an entsprechenden Orten stattfinden. 

 

Olaf Rabe, Sonderpädagoge an der Peter-Witte-Schule Berlin