sonderpädagogische Anmerkungen
Lernen im Rahmen von Projekten

Es ist kein Zufall, dass ein überdurchschnittlich hoher Prozentteil der Kinder, die im Tonstudio unserer Schule an Hörspielen arbeiten, Integrationskinder sind. Die Integrationskinder unserer Schule umfassen Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in den Bereichen

 

-Lernen,

-emotionales und soziale Entwicklung,

-Sprache,

-Autismus,

-körperliche Entwicklung und

-geistige Entwicklung.

 

Insbesondere bei Kindern mit Förderbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung sind projektorientierte Unterrichtsformen in kleinen Gruppen eine gute Möglichkeit, um sozial angemessenes Verhalten zu üben. Die Schüler lernen, dass gemeinsame Absprachen getroffen und Regeln eingehalten werden müssen, wenn am Ende ein gutes Produkt (in diesem Fall ein Hörspiel) stehen soll. Insbesondere Streitgeschichten sind eine gute Möglichkeit, um soziales Lernen zu fördern. Hier können die Kinder, ähnlich wie bei Rollenspielen, lernen...

 

-miteinander ins Gespräch zu kommen

-eigene Ideen einzubringen und diese mit anderen abzustimmen (Kompromisse finden)

-eine Situation aus der Perspektive eines Anderen zu betrachten

-Gefühle und Wünsche zum Ausdruck zu bringen

-sich in die Rolle eines Anderen hineinzuversetzen

-miteinander zu arbeiten

 

Das gemeinsame Ausdenken von eigenen Hörspielen ist eine ganz besondere Herausforderung. Der Fantasie der Kinder sind keine Grenzen gesetzt und es gilt, gemeinsam Geschichten zu erfinden, die in Texte verfasst und in Rollen aufgeteilt werden müssen. Sich mit anderen abzustimmen und abzusprechen ist für viele Kinder nicht leicht, kann aber im Rahmen derartiger Projekte geübt werden.

Darüber hinaus haben Kinder mit Förderbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung manchmal einen erhöhten Zuwendungsbedarf, oft bedingt durch Defizite der Zuwendung seitens der Eltern. Die Arbeit an Hörspielen in kleinen Gruppen kommt den Kindern deshalb sehr entgegen und wirkt sich positiv auf das allgemeine Lernverhalten aus.

Kinder mit Förderbedarf im Bereich Lernen erfahren, dass das Schreiben und Lesen von Texten eine wichtige Grundvoraussetzung im Arbeitsprozess ist und üben diese Fähigkeiten beim Verfassen ihrer Hörspiele. Das bei der Aufnahme erforderliche konzentrierte Sprechen und die korrekte Artikulation der Wörter fördern die sprachliche Entwicklung und darüber hinaus die allgemeine geistige Entwicklung.

Der Begriff "lernen mit allen Sinnen", der den meisten Lehrerinnen und Lehrern sicherlich vertraut ist, bedeutet auch den auditiven Sinn anzusprechen. Auch unter dem Stichwort "Unterrichtsinhalte hörbar machen", das den meisten Lehrerinnen und Lehrern sicherlich vertraut ist, können viele Themen sehr gut fächerübergreifend in Form von Geschichten oder Hörspielen zu unterschiedlichsten Inhalten angefertigt werden.  

Schüchterne oder weniger selbstbewusste Kinder können ihr Selbstbewusstsein stärken, indem sie (zunächst kurze) Sprachpassagen übernehmen und die Wirkung ihrer Stimme beim Anhören der Aufnahme erfahren. Die Tatsache, dass die eigene Stimme über Lautsprecher anders klingt, als man sie selbst kennt, ist für jedes Kind immer wieder eine interessante Erfahrung.  Viel wichtiger aber ist die Erkenntnis, dass die eigene Stimme in Verbindung mit den Stimmen der Mitschüler ein wichtiger Bestandteil eines Gesamtkunstwerkes sein kann, das von der Vielfalt der unterschiedlichen Stimmen lebt. Darüber hinaus ist die Präsentation der fertigen Hörspiele vor Mitschülern, Freunden und Eltern immer wieder mit Erfolgserlebnissen verbunden, die zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins beitragen kann.